Die Fraktion FDP/Unabhängige hat gemeinsam mit CDU und Die Linke einen
Antrag eingebracht, der die Oberbürgermeisterin beauftragt, der kommuna-
len Wohnungsgesellschaft WIRO ein Verhandlungsmandat zum möglichen
Erwerb eines rund 35 Hektar großen Grundstücks im Diedrichshäger Land zu
erteilen. Ziel ist es, eine mögliche gemeinwohlorientierte Entwicklung lang-
fristig zu prüfen. Dazu erklärt Julia Kristin Pittasch, Vorsitzende der Fraktion
FDP/Unabhängige:


„Die Diskussion um den möglichen Ankauf dieser Fläche wird seit Jahren
von persönlichen Befindlichkeiten und politischem Kleinklein bestimmt
und geht dabei immer wieder an der Sache vorbei. Es ist deshalb an der
Zeit, zur Faktenlage zurückzukehren.


Erstens: Das Diedrichshäger Land ist ein kommunal festgelegtes Land-
schaftsschutzgebiet, kein Naturschutzgebiet. Diese Einstufung wurde 2006
politisch vorgenommen, sie kann genauso politisch wieder aufgehoben
werden. Wer heute so tut, als handele es sich hier um einen unantastbaren
Naturraum, ignoriert die rechtliche Realität.


Zweitens: Die Fläche ist weder ökologisch hochwertig noch unberührt. Die
Fläche wird seit Jahren landwirtschaftlich genutzt und zweimal im Jahr kom-
plett abgemäht. Sie liegt zwischen dem mit Elektrozaun abgesperrten Golf-
platz, einem umzäunten Solarfeld, einem ebenfalls abgezäunten Landwirt-
schaftsbetrieb und den bestehenden Wohnhäusern. Es handelt sich um ei-
nen Acker mit Futterproduktion, nicht um ein sensibles Biotop.


Drittens: Rostock braucht Spielräume für die Stadtentwicklung. Die Stadt
soll und will wachsen, der Bedarf an Wohnraum ist enorm – gerade auch an
Flächen für Einfamilienhäuser. Wenn wir Familien in der Stadt halten wol-
len, brauchen wir bebaubare Grundstücke
. Und genau solche werden uns
nicht ein zweites Mal in dieser Größe begegnen. Wer das ignoriert, ver-
schließt die Augen vor der Realität auf dem Wohnungsmarkt.


Viertens: Der Antrag verlangt keine Bebauung, sondern nur, dass wir ernst-
haft prüfen, ob und wie ein Erwerb durch die WIRO möglich ist. Danach wird gemeinsam mit der Bürgerschaft, mit Bürgerbeteiligung und Umwelt-
prüfung darüber entschieden. Das ist verantwortungsvolle Flächenpolitik –
nicht mehr, aber auch nicht weniger.


Und fünftens: Es wäre auch finanzpolitisch fahrlässig, diese Gelegenheit
ungenutzt zu lassen. Ein strategischer Ankauf durch die WIRO kann in der
Zukunft erhebliche Einnahmen für die Stadt durch Verkäufe, Erbbaurechte
oder Ausschüttungen ermöglichen. Unsere Stadtkasse ist leer und wer ver-
antwortungsvoll mit öffentlichen Mitteln umgehen will, muss solche Chan-
cen ernsthaft in Betracht ziehen.


Wir alle können unterschiedlicher Meinung sein, aber bitte auf Grundlage
von Fakten, nicht aus Prinzip oder weil einem der Nachbar nicht gefällt.

Wenn wir unsere Stadt entwickeln und gestalten wollen, dann braucht es
dafür Mut zur Entscheidung, Augenmaß und Sachlichkeit. Genau das leisten
wir mit diesem Antrag.“